Von Verlagen und Buchbindereien

Immer wenn ich in der letzten Zeit von meinem Plan erzählt habe, ein Buch zu schreiben (und dieses tatsächlich auch zu veröffentlichen), folgte auch die Frage, ob ich denn schon einen Verlag gefunden hätte.

Tatsächlich habe ich mich nur eine kurze Zeit mit der Frage befasst, ob ich mich auf eine entsprechende Suche begeben möchte. Es liegt mir im Blut, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Vor dem Hintergrund, dass es mir bei AQUILERIA primär um das Projekt als solches geht und wirtschaftliche Interessen im Hintergrund stehen, beschloss ich, auch die Produktion und den Vertrieb zu übernehmen. Dafür habe ich den Verlag Skalatar Media ins Leben gerufen. Nötig wäre das zwar nicht unbedingt, aber es macht die Steuererklärung etwas einfacher. Die eigentlichen Vorteile sind dabei andere.

Was dafür spricht …

Für mich ist AQUILERIA eine Reise, bei der ich viel entdecken kann. Das beginnt bei der steten (Weiter-)Entwicklung der Welt, der Geschichten und meiner schriftstellerischen Mittel, geht über rechtliche, wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen des Buchhandels und endet irgendwo zwischen Papierauswahl für den Buchdruck und der PIWIK-Installation auf meinem Webserver. Mir gefällt es, den gesamten Weg des Buches, vom ersten Satz bis zum Schließen der ersten Versandtasche nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu gestalten. (Fehler machen gehört auch dazu.) Dabei habe ich das große Glück, dass mich viele kluge, engagierte und kreative Köpfe auf diesem Weg unterstützen – ich bin mir bewusst, dass das Projekt ohne die Hilfe meiner Grafiker, Zeichner und Layouter Dorit, Stefan und Frank sowie meiner Lektoren Nicole, Gregor und Marcus in der Form nicht möglich wäre. Sie gleichen enorm viel von dem aus, was mir eine Bindung an einen Verlag an Vorteilen hätte bringen können.

… und was dagegen.

Ein paar Nachteile bleiben natürlich trotzdem noch: Das finanzielle Risiko, das ich privat trage, und die Tatsache, dass ich auf kein etabliertes Vertriebsnetzwerk zugreifen kann. Bei einer Erstauflage von 131 Exemplaren relativieren sich diese beiden Punkte wieder etwas.

Alte Welt trifft neue Welt.

Damit sind wir bei der Frage nach dem Medium („Du machst ein richtiges Buch? Warum denn das?“). An eBooks kommt man heutzutage nicht mehr vorbei. Gerade beim Selfpublishing sind sie das Mittel der Wahl. Auch ich kann mich dem nicht verschließen.
Aber genauso, wie ich mir gerne noch CDs in den Schrank stelle, liebe ich den Geruch und die Haptik eines gebundenen Buches. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Wer ebenso empfindet wie ich, weiß, was ich meine. Dieses Gefühl kann dir auch der beste eBook-Reader nicht geben, ungeachtet aller übrigen Vorteile, die ich keineswegs als nichtig abtun möchte. Und deswegen wird es von AQUILERIA beides geben.
Am Ende des Tages wird bei einem gebundenen Buch wirklich sichtbar, wieviel Arbeit (und Liebe) in seine Kreation geflossen sind. Dieses Zeichen möchte ich gerne setzen, auch um den Beitrag all jener tollen Menschen zu würdigen, deren Name nicht auf der Titelseite steht.

Wer macht denn heute noch so etwas?

Einen großartigen Partner für die Buchproduktion fand ich in der Buchbinderei Donath auf dem Chemnitzer Sonnenberg. Mir ist es wichtig, mit lokalen Dienstleistern zusammenzuarbeiten, auch wenn hier eventuell andere Kosten anfallen als bei anderen denkbaren Produktionsformaten. Herr Donath und sein Team begleiten mich nun schon seit Monaten geduldig bei der Findung des optimalen Formats für das Buch, inklusive mehrmaliger Angebotsangleichungen und persönlichen Terminen, um die besten Möglichkeiten für das Projekt auszuloten. Es ist ein sehr angenehmes Miteinander, ein Service, wie er im Buche steht (und längst nicht mehr selbstverständlich ist), und dass wir mit dem ganzen Geld einen kleinen Beitrag in Richtung Arbeitsplatzsicherung und Allgemeinwohl leisten, ist auch (zumindest für mich persönlich) ein nicht zu vernachlässigendes Argument. Von irgendwas müssen ja die ganzen Spielplätze und Kitas und das Schließen der nachwinterlichen Schlaglöcher auf den Straßen bezahlt werden 😉

Geben und Nehmen.

Abschließend eine kleine Anekdote, die meine allgemeine Gefühlslage vielleicht nochmal verdeutlicht. Ich habe mir neulich ein Buch zum Geburtstag gewünscht. Neben dem Buchtitel stand aber der Hinweis auf der Wunschliste, dass dieses Buch bei dem kleinen Buchladen in unserer Nachbarschaft besorgt werden solle, bei dem ich schon vor 20 Jahren Bücher gekauft habe (bzw. habe kaufen lassen). Dieser Laden hat noch nicht mal ein EC-Kartenlesegerät. Und das weiß ich nur, weil die Person sich an meinen Wunsch gehalten hat. Sie hat das Buch dort gekauft, und das hat mich sehr gefreut.